Alpha-Liponsäure
Die Alpha-Liponsäure (Thioctsäure) ist eine Schwefelverbindung, die strukturelle Ähnlichkeit zu den Fettsäuren besitzt und zur Gruppe der Vitaminoide (= vitaminähnliche Substanzen) gezählt wird.
Bereits 1937 gab es erste Ansätze zur Erforschung der Substanz, die damals in der Kartoffel entdeckt wurde und dementsprechend als Kartoffel-Wachstumsfaktor bezeichnet wurde. 1951 konnte der Biochemiker Dr. Lester Reed erstmalig das Vitaminoid isolieren und gab ihm, wegen der Ähnlichkeit zu Fettsäuren, die Bezeichnung Alpha-Liponsäure. Einige Jahre danach wurde die Thioctsäure bereits therapeutisch bei Knollenblätterpilzvergiftungen und diabetischer Polyneuropathie eingesetzt. Knapp 40 Jahre hat es dann noch gedauert, bis man das eigentliche, noch viel größere Potential der Alpha-Liponsäure erkannte.
Anfang der 90er Jahre wurde die herausragende antioxidative Wirkung der Substanz erkannt und auch die besondere Fähigkeit, andere Antioxidantien (Glutathion, Vitamin-C, Vitamin-E, …) zu regenerieren, wurde entdeckt. Im Laufe der folgenden Jahre fand man heraus, dass die Alpha-Liponsäure eine weitere bedeutende Eigenschaft besitzt. Das Vitaminoid kann sowohl im fetten als auch im wässrigen Milieu, also im gesamten Organismus seine positiven Effekte entfalten. Diese ungewöhnliche Eigenschaft basiert darauf, dass die Alpha-Liponsäure lipophil, ihre reduzierte Form, die Dihydro-Lipon-Säure hydrophil ist. Zudem sind die Moleküle der Alpha-Liponsäure so klein, dass sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden und auch im Gehirn ihre zellschützende Wirkung entfalten können. Selbst im Zellkern werden sie aktiv und schützen unser Erbmaterial.
Die Alpha-Liponsäure hat auch Co-Enzym-Funktion und ist Bestandteil verschiedener Enzymkomplexe. In diesem Zusammenhang spielt sie eine wichtige Rolle beim Abbau von verzweigten Aminosäuren und beim Zuckerabbau. Sie erhöht die Insulinempfindlichkeit der zuständigen Rezeptoren und verbessert die Glucose-Aufnahme der Zellen auch direkt, indem sie insulinunabhängige Transportmoleküle aktiviert, die Glucose in die Zellen transportieren. Besonders für Diabetiker ist Alpha-Liponsäure deshalb eine wertvolle und effektive Unterstützung der Therapie. Durch die Einnahme können auch viele diabetische Folgeerkrankungen vermieden oder verbessert werden, die ansonsten durch den hohen Blutzuckerspiegel unweigerlich entstehen und fortschreiten. Ist der Blutzucker zu hoch, kann ein besonders folgenschwerer Stoffwechselprozess, die Glykolisation einsetzen. Glukosemoleküle verbinden sich dabei mit Proteinen oder Enzymen und bilden AGE´s (Advanced Glycolisation Endproducts). Diese werden heute als Hauptursache verschiedenster degenerativer Prozesse angesehen. Glykolisiert Collagen, die Grundsubstanz für Bindegewebe, Knorpel, Gefäße, Haut, usw. verliert es seine Elastizität und versteift. Auch die Entstehung von Altersflecken und Falten wird mit AGE´s in Verbindung gebracht. Im Auge kann dieser Prozess zur Entstehung von Grauem Star (Linsentrübung) führen.
Diabetiker profitieren zusätzlich von der starken antioxidativen Wirkung der Alpha-Liponsäure, denn viele diabetische Folgeerkrankungen (Nervenschäden, Durchblutungsstörungen, Nierenschäden, Augenschäden, schlechte Wundheilung, Taubheitsgefühl) werden von freien Radikalen ausgelöst oder zumindest begünstigt.
Die Miteinbeziehung von Alpha-Liponsäure in das Therapiekonzept ist daher sehr zu empfehlen.
Aufgrund der antioxidativen Wirkung schützt die vitaminähnlihche Substanz die Blutfette vor Oxidation – ein wichtiger Risikofaktor für Arteriosklerose wird damit reduziert. Arteriosklerose kann zu Minderdurchblutung führen und somit, wenn Herz oder Gehirn betroffen sind zu Herzinfarkt und Schlaganfall. Wird aufgrund von Rettungsmaßnahmen nach einem Herzinfarkt oder Schlagfall das Gewebe wieder durchblutet (= Reperfusion), kommt es zunächst zu einer massiven Bildung von freien Radikalen, die erneut zu Gewebeschäden führen. Solche Reperfusionsschäden können mit Hilfe von Alpha-Liponsäure reduziert werden.
Nachdem freie Radikale auch für die Hautalterung verantwortlich sind, kann mit Hilfe von Alpha-Liponsäure der Faltenbildung und Entstehung von Pigmentflecken vorgebeugt werden.
Für Raucher ist die gezielte Versorgung mit antioxidativen Stoffen besonders wichtig, da die Schäden durchs Rauchen ebenfalls über freie Radikale vermittelt werden. Außerdem enthält Zigarettenrauch erhebliche Mengen an Schwermetallen (z.B. Kadmium), die durch die Alpha-Liponsäure schneller abgebaut werden können.
Alpha-Liponsäure wirkt als Komplexbildner und ist deshalb ideal zur Ausleitung von Schwermetallen (Blei, Quecksilber, Kadmium). Diese Tatsache ist besonders für jene interessant, die eine Zahnsanierung durchführen lassen oder beruflich mit Giftstoffen in Kontakt kommen. Generell ist natürlich jeder, speziell in Industriegebieten oder Städten Schadstoffen ausgesetzt, die sich im Laufe der Jahre im Organismus ansammeln und nur mehr schwer abzubauen sind.
Die Eigenschaft als Chelatbildner macht die Alpha-Liponsäure auch zu einem effektiven Mittel der ersten Wahl bei Speicherkrankheiten wie Morbus Wilson oder Siderose (Hämochromatose), denn auch hier verbindet sich die Alpha-Liponsäure mit den Metallionen und sorgt so für den Abbau der Überschüsse.
Alpha-Liponsäure verbessert außerdem die Energieversorgung der Gehirnzellen (Glucoseaufnahme und -verwertung) und unterstützt die Produktion von Botenstoffen.
Besonders interessant ist auch die Tatsache, dass Alpha-Liponsäure das Wachstum peripherer Nervenzellen anregt. Das ist ein weiterer wichtiger Aspekt für den Einsatz bei Diabetes, denn Alpha-Liponsäure kann geschädigte Nervenfasern wieder zum Neuaussprossen bringen und somit Missempfindungen wie Taubheitsgefühl, Brennen, Kribbeln und Schmerzen reduzieren.
Auch Unfallopfer mit Verletzungen des Nervengewebes oder Personen nach Operationen profitieren von dieser erstaunlichen Wirkung, denn auch hier wird das Nervenwachstum positiv beeinflusst.
Möglicherweise kann Alpha-Liponsäure die Vermehrung des HI-Virus hemmen.
Die ergänzende Einnahme von Biotin ist empfehlenswert.
Sonstige Namen für diesen Wirkstoff
Thioctsäure